Weißig im Web: Denkmal

Das Kriegerdenkmal

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Zur Mahnung für den Frieden und zum Gedenken an die 18 Männer, die im I.
Weltkrieg auf des Kaisers Schlachtfeldern ihr Leben lassen mussten, errichtete die
Gemeinde als erste im Kreis Kamenz ein Denkmal. Es steht am oberen Ende des
Dorfplatzes und wurde 1924 unter großer Anteilnahme der Bevölkerung einge-
weiht.
Hunderte schwarz gekleidete Menschen, Frauen
und Kinder, die Männer mit Gehrock und Zylinder,
stehen an diesem Sonntagmorgen im Jahre 1924
ehrfurchtsvoll vor dem neuerrichteten Krieger-
denkmal und verfolgen die feierliche Einweihungs-
zeremonie. Der Kamenzer Landrat ist in einer
zweispännigen Kutsche vorgefahren und spricht
salbungsvolle Worte. Es ist von Treue und Ehre die Rede
und Pflicht fürs Vaterland. Eine Kapelle spielt Marschmusik. Traditionsvereine
mit Fahnen und Schärpen stehen Spalier.

Am oberen Ende des Dorfplatzes, weithin sichtbar, erhebt sich nun ein
Mahnmal für die im I. Weltkrieg gefallenen Männer des Ortes. Ein
weiträumiges, aus Feldsteinen gemauertes Rondell erhebt das neue Denkmal
aus seiner Umgebung heraus. Auf einem zweistufigen Podest steht ein
achteckiger Sandsteinquader, auf dem ein schlummernder Löwe ruht, so als
würde er für alle Ewigkeit den Schlaf der Toten bewachen. Eine Seite des
Quaders ziert die Inschrift:

"Ihren gefallenen Helden - die dankbare Gemeinde".

Auf der östlichen Seite des Quaders stand, dem damaligen Zeitgeist folgend,
der heroische aber verhöhnende Spruch:

"Und sollt ich einst beim Siegeseinzug fehlen, so weinet nicht, beneidet nur mein Glück".

18 Väter und Söhne mussten ihr Leben für den Kaiser hingeben. Ihre Namen sind in großen Lettern in die
Sandsteinfläche eingemeißelt. Der hohnsprechende Satz wurde nach dem 2. Weltkrieg entfernt. Viele Jahre hat die
Gemeinde jeden Spargroschen zurückgelegt und Spenden eingesammelt, um nun, als erste im Kreis Kamenz, dieses
Denkmal errichten zu können und ihre Gefallenen zu ehren.

Es wurde ein würdiger Platz dafür gewählt. Der Dorfanger, geprägt durch hohe Linden, die alten Schulgebäude, den
Dorfteich, die alte Wasserpumpe (Lipenke), den neu aufgestellten großen Findling und die neue Milchrampe wird
abschließend am oberen Ende durch das Kriegerdenkmal gekrönt. Wohl keiner der Teilnehmer der Einweihungsfeier von
1924 ahnte damals, dass bereits 20 Jahre später erneut Trauer, Hass und Zorn den Ort erschüttern werden, da
wiederum Kriegstote zu beklagen sind. Diesmal nicht für einen Kaiser, sondern für einen Hitler, der im Auftrage des
Kapitals den Krieg gegen die halbe Welt begonnen hat und dann so schmählich endete.

Es ist kein Platz mehr auf der Vorderseite des großen Steinquaders mit dem schlafenden Löwen. Die Namen der im II.
Weltkrieg gefallenen oder vermissten 22 Einwohner werden auf gusseiserne Tafel geschrieben und dem Denkmal rechts
und links hinzugefügt. Herbert Noack hat dafür gesorgt, dass diese Tafeln im VEB Lauchhammerwerk Lauchhammer- Ost
gegossen wurden. Er hält auch die Ansprache zur feierlichen Einweihung.

"Die Opfer mahnen zum Frieden - Glück und Frieden unserer deutschen Heimat"

geloben die Teilnehmer an der Feierstunde am 21. September 1957. Es ist ein Ort des stillen Gedenkens geworden.
Angehörige der Gefallenen und Vermissten besuchen mit ihren Kindern und Enkeln das Denkmal, erinnern sich an ihre
Angehörigen, legen zu bestimmten Anlässen Blumen und Kränze nieder. Besonders zum „Volkstrauertag“ finden sich
zahlreiche Einwohner davor ein, wenn die Schicksale einzelner Gefallener dargelegt werden. Auch zum „Tag des offenen
Denkmals“, wenn das Thema „Krieg und Frieden“ behandelt wird, ist das Denkmal dazu eine würdige Stätte.

Der Heimatverein Weißig organisiert diese Veranstaltungen und hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Dorf- und
Heimatgeschichte zu erforschen, aufzuarbeiten und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, sowie den Umwelt-,
Landschafts- und Denkmalschutz zu fördern. Er übernimmt auch die ständige Pflege des Denkmalumfeldes.

Aber nicht nur Gedenkfeiern finden unterhalb des Denkmals auf dem Dorfanger statt. Hier wird auch alljährlich der
Maibaum feierlich aufgestellt und der Maikönig gekrönt. Die Kinder starten hier unter Leitung der Feuerwehr und
Teilnahme der Einwohner ihren jährlichen Lampionumzug zum Hexenfeuer. Und in der Adventszeit erklingen im großen
Zelt Weihnachtslieder, und der große Lichterbogen erstrahlt dazu.

1998 / 1999 ist durch den ortsansässigen Restaurator Edgar Frömmel das Mahnmal rekonstruiert worden. In vielen
freiwilligen Arbeitsstunden der Bürger und des Heimatvereins ist das Umfeld wieder so gestaltet worden, wie es zur
ersten Einweihung 1924 war. Blumenrabatten werden angelegt und gepflegt und die Hecke geschnitten. Dafür haben sich
besonders Gerolf Boden und Gerd Witte verdient gemacht. Aber der Zahn der Zeit nagt unaufhörlich am sandsteineren
Denkmal. Eine Sanierung ist dringend erforderlich, damit es für die gegenwärtige und nachfolgende Generationen den
Toten zu Ehren und den Lebenden zur Mahnung erhalten bleibt.

Manfred Prescher




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