Die Anfänge des Schulwesens in Weißig
Dorfschule im 19. Jahrhundert
Die Luft flimmert über der ausgefahrenen Dorfstraße. Links und rechts ducken sich die strohgedeckten Hütten. Barfüßige Kinder spielen an den beiden kleinen Tümpeln, mitten im Dorf. Ihre Holzpantoffeln liegen am Rand. Es macht Spaß, wenn der Uferschlamm durch die Zehen quietscht. Auf dem schmutzigen Wasser schnattern Enten und Gänse und lassen sich vom Gekreisch der Kinder nicht stören.
Man schreibt das Jahr 1818. Ein Gerücht macht im Dorf die Runde. In dem kleinen Häuschen nahe der beiden Dorfteiche soll bald ein Lehrer einziehen und die Weißiger Kinder unterrichten. Ursache dieser Aufregung ist eine „großherzige Geste“ des Weißiger Rittergutsbesitzers Georg Christian Ludwig von Zehmen.
In einer Petition legte er fest:
„Der hohe Brauch jeder Art Obrigkeit ist, dem Staate gute Mittbürger zu erziehen. Aus diesem Grunde stifte ich Federgesetzter für mich und meine Erbnehmer auf Acht Jahre Zwey Freie Schulstellen für die Weißiger Gemeinde zum heutigen Tage, der jedem biederen Sachsen unvergäßlich seyn muß.
Weißig am Jubel Tage meines Königs im Jahre 1818“
Die Nachricht wurde mit gemischten Gefühlen aufgenommen. Einerseits war vielen Einwohnern klar, dass man Rechnen und Schreiben erlernen müsste. Andererseits fehlten dann die Kinder während der Unterrichtszeit bei der täglichen Arbeit. Waren doch die Kinder von klein auf gehalten und verpflichtet, im Haushalt, im Stall, auf Feld und Wiese zu helfen, und wenn es nur um Kühe- oder Gänsehüten ging. Deshalb galt Bildung für manche als Luxus und nur Abhalten von der Arbeit.
Die Kinder wohlhabener „Bauerngutsbesitzer“ besuchten schon die Kirchen - Schule in Oßling, und nun sollten auch die Kinder der „Nahrungsgartenbesitzer“ und „Häusler“ eine Schule besuchen. Und außerdem war ja sicher noch Schulgeld zu zahlen, was vielen sehr schwer fallen dürfte. Aber es dauerte noch fünf Jahre, bevor es soweit war.