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Hohe Effektivität bringt das Düngen aus
der Luft. Ein Hubschrauber beim Beladen
von Kalk zum Düngen der Teichflächen
Im April 1992 wurde Helga Bräuer Pächterin aller
bisher zur Teichwirtschaft Weißig gehörenden
Teichflächen und Anlagen. Der Übergang zur Privat-
wirtschaft und zur eigenverantwortlichen Vermarktung der Fische war sehr
schwierig. Schritt für Schritt musste die Technik erneuert werden, da nur
noch 4 Mitarbeiter die Arbeit bewältigten. 1998 konnte wieder eine langsame
Verbesserung des Karpfenabsatzes, vorwiegend an Großabnehmer,
registriert werden. Weißiger Karpfen werden jetzt nach Hamburg, Bremen,
Kassel und Süddeutschland, aber auch ins Erzgebirge und Vogtland geliefert.
Eine eigene Fischimbissstube sowie ganzjährig frischer und geräucherter
Fisch ergänzen das Angebot. 1998 wurde Helga Bräuer mit dem Dachzeichen
Direktvermarktung "Spezialitäten aus Sachsen - direkt vom Hof" durch das
sächsische Landwirtschaftsministerium geehrt.
In den Teichen werden vorzugsweise Karpfen, Schleien und Hechte gezogen.
In den letzten Jahren sind Aal und Forelle dazugekommen. Aber auch Welse,
seit einigen Jahren ein Experiment, sind keine Seltenheit. 1994 wurde ein
Prachtexemplar von 40 Kilogramm und 140 cm Länge an Land geholt.
Wasserversorgung der Teiche
Die relativ nährstoffarmen Teiche werden ohne Vorfluter mittels Niederschlagswasser, durch Aufstau von Wasser und aus
wenigen Quellen versorgt. Zum einen periodisch über den Graben von der Windmühle , der aber nur Wasser führt in
niederschlagsreichen Perioden. Zum anderen aus der Quelle, die sich hier im Wald nordwestlich im früheren
Armeegelände befindet, am sogenannten alten Pumpenhaus, das früher der Brauchwasserversorgung von Weißig diente,
auch Roschkquelle genannt. Die Zuführung erfolgt über den Quellgraben zum Altteich, oder am Altteich vorbei zum
Baselteich.
Vom Altteich aus werden die unterliegenden Teiche versorgt, die keinen eigenen Zulauf haben. Zunächst der Baselteich,
der Mittelteich, danach der Neuteich in der Gemarkung Weißig. Und direkt aus dem Altteich der Heikteich. Vom
Baselteich aus abwärts ist es noch möglich, den Horstteich zu versorgen, der auch wieder, aus dem Wald westlich aus
Richtung Biehla, einen bescheidenen Zulauf hat. Der letzte Teich vom Gefälle her ist der Weißiger Großteich, der zum
Teil vom Horstteich versorgt werden kann, wenn dieser abfließt, zum größten Teil aber aus dem Rocknitzgraben aus
Richtung Biehla.
Weiter oberhalb liegt die Teichgruppe Biehla. Deren Wasserversorgung beginnt am Bahnhof Cunnersdorf, sowie durch
Drainagewässer, im sog. Roten Graben zusammengefasst, der aber oft kein Wasser führt, und viele Jahrzehnte aus
Pumpenwasser der Tongrube am Bahnhof Cunnersdorf. Die ist jetzt nicht mehr in Betrieb. Dieser Wasserfluss geht über
den Kleinen Windmühlteich, Großen Windmühlteich, dann in Richtung Biehlaer Großteich. Vom Biehlaer Großteich kann
gespeist werden der Maschingteich, der früher über einen eigenen, jetzt nicht mehr vorhandenen Zulauf verfügte. Vom
Biehlaer Großteich können als Überlauf gespeist werden der Bernteich, der Neuteich und der Altteich in Biehla. Das
Ablaufwasser vom Biehlaer Großteich dient wiederum zum Füllen des Weißiger Großteichs.
Die nächste Wasserrichtung in Biehla ist die Hälteranlage, die von einer selbständig zu Tage tretenden Quelle gespeist
wird, ohne anderen Zulauf. Der Abfluss der Hälteranlage geht über den Biehlaer Parkteich, Schilfteich, in den Jesorteich
nach Biehla, über einen landwirtschaftlichen Graben.
Der nächstkleinere Zulauf ist der vom kleinen Biehlaer Forstteich, ebenfalls in Richtung Jesorteich. Aus dem Jesorteich
kann ebenfalls noch als Unterlieger der Biehlaer Neuteich und evtl. auch der Biehlaer Altteich mit Wasser versorgt
werden.
Faszination Naturschutzgebiet
Anfang der 80er Jahre wurde die Teichgruppe Biehla - Weißig zum Landschaftsschutzgebiet erklärt, bis im Jahre 1993
das Gelände in den Rang eines Naturschutzgebietes erhoben wurde. Diese Einordnung war bedeutungsvoll für die Natur,
die naturnahe Erholung und den sanften Tourismus, aber mit erheblichen Produktionseinschränkungen für die
Teichwirtschaft, mit Begrenzung der Pflegemaßnahmen und Erträge verbunden.
Biber am Baselteich
Die Teiche als Teil des Naturschutzgebietes bieten für jeden etwas. Idyllische Wanderwege laden zum
Spaziergang zwischen Teichen, Wiesen und Wäldern ein. Naturfreunde kommen beim Beobachten der
unzähligen Wasser- und Greifvögel, der Störche, Reiher und Kraniche voll auf ihre Kosten. Ab und zu kann
man auch noch einen Storch beobachten, der im Dorf sein Nest hatte und hier in den Teichen reichlich
Nahrung findet. Unbeliebt sind dagegen die Kormorane, oftmals in Scharen auftretend und den Fischertrag
maßlos dezimierend. Zahlreich sind Schwanenfamilien, verschiedene Entenarten und Fischotter, aber auch
Seeadler, der größte Greifvogel Mitteleuropas mit seiner majestätischen Flügelspanne von bis zu 2,5 m, sowie der
Eisvogel in diesem Brutgebiet zu finden. Kreuzottern, Ringelnattern und Blindschleichen aalen sich in der Sonne. Ab und
zu taucht ein Biber oder ein Waschbär auf, und ganz in der Nähe wurden auch Marderhunde gesichtet und fotografiert.
Am Teichhaus lohnt ein Besuch der kleinen Imkerausstellung von Günter Röhl. Den vorzüglichen Honig seiner Bienen
kann man sowohl bei ihm als auch im Laden von Helga Bräuer erwerben.
Der Altteich lud zum Baden ein; die meisten Weißiger haben in ihm wohl das Schwimmen erlernt. Welch Genuss, im
Sommer nach getaner Arbeit sich in das kühle Nass stürzen zu können. Rundum quaken die Frösche und in der Ferne
dröhnt die Rohrdommel.
Heute wird der Teich kaum noch zum Baden benutzt. Es gibt zwar kein Badeverbot seitens der Teichwirtschaft, aber
einerseits bot der Dorfteich seit seiner Rekonstruktion 1968 kürzere Wege und für die Kinder größere Sicherheit, und
andererseits gelten heute verschärfte Hygienebedingungen. Im Winter bieten die zugefrorenen Teiche wunderbare
Flächen zum Schlittschuhlaufen oder Eishockeyspielen. Passionierte Angler finden das ganze Jahr über ideale
Bedingungen.
Großer Spaß für die Jüngsten, die glitschigen Fische anzufassen
Volksfest im Oktober
Großer Andrang herrscht im Herbst zum jährlich stattfindenden Schaufischen beim Fischerfest am Altteich.
Schon am Vortage, wenn sich die Fische in der verbliebenen Pfütze am Ständer drängen, versammeln sich
die ersten Schaulustigen und warten auf den Fischverkauf oder das Nachfischen am nächsten Tage.
Das Fischerfest ist zum Volksfest geworden. Aus nah und fern strömen die Schaulustigen herbei; 1999 wurden fast 3000
Besucher gezählt. Was für die Fischer trotz moderner Technik heute noch kräftezehrende Arbeit bedeutet, ist für die
Besucher Vergnügen. Besonders die Kinder schauen wissbegierig zu und können auch schon mal einen Karpfen oder
einen großen Wels im Bottich streicheln. Nebenan gibt es frischen und geräucherten Fisch, Fischsuppe nach Helga
Bräuers Rezept, natürlich auch die unvermeidliche Bockwurst und manchmal auch Schwein am Spieß. Vereine aus der
näheren und weiteren Umgebung haben ihre Stände aufgebaut und stellen ihre Arbeit und ihre Erzeugnisse vor. Aus dem
großen Zelt erklingt Blasmusik. Man trifft sich beim Bier und einem kleinen Schwätzchen. Nebenan, am Baselteich sitzen
die Petrijünger und hoffen auf ein gutes Angelergebnis, heute kostenfrei.
Von großer Bedeutung ist für den Ort die gute Zusammenarbeit von Heimatverein und Teichwirtschaft. Oft stellt Familie
Bräuer Technik zur Verfügung, sei es bei der Parkpflege, beim Transport eines großen Findlings für den Dorfanger oder
für Gedenkstein und Schotter dafür auf dem Doberberg und vieles andere. Beliebt und gern besucht sind auch Uwe
Bräuers Führungen durch das Teichgebiet, Teil der Veranstaltungen des Weißiger Heimatvereins.
Manfred Prescher Dresden, September 2010
Quellenverzeichnis :
- Uwe Ringpfeil "Teichwirtschaft in Wartha", Internet
- Erhard Hartstock "Teichwirtschaft in der Oberlausitz" Lusatia- Verlag Bautzen, 2004
- A. Schumann Staats- und Postzeitungslexikon von Sachsen, Bd. 12, 1825 S. 620 - 622, S. 967
- Walter von Boetticher "Geschichte des oberlausitzischen Adels und seiner Güter" 1635 - 1815, Bd. 3 (1919)
- Schreiben Dr. Günter Voigt vom 19. Sept. 1945 an Landrat zu Kamenz
- Schreiben Bürgermeister Max Heyne vom 20. 9. 1945 an Landrat zu Kamenz
- Gespräch mit Uwe Bräuer am 11.7.2010
- Fotos: Uwe Bräuer, Susanne Hauptmann, Siegmar Kubin