Weißig im Web: Frühjahr 1813

Frühjahr 1813

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Ausgangspunkt der Untersuchungen war ein Hinweis von Herrn Müller, Schmied
aus Lieske, der folgende Notiz fand: "Weißig bei Kamenz; 19. Mai 1813,
Treffen mit York"

General Ludwig Graf York von Wartenburg
1814 auf Grund seiner Verdienste im Kampf
gegen die französische Fremdherrschaft in
den Grafenstand erhoben

Unter "York" ist General Ludwig York von Warten-
burg gemeint, der zunächst in französischen
Diensten stand, aber durch die Konvention von Tauroggen am 30.12.1812
den Franzosen die weitere Gefolgschaft versagte und auf die Seite Russlands
übertrat. Damit bestärkte er Zar Alexander von Russland in seinem Entschluß,
den Kampf gegen Napoleon bis zu dessen Sturz fortzusetzen.

Von Interesse sind die Ereignisse um den und am 19. Mai 1813, um zu klären,
ob ein Treffen (in der älteren Literatur, vor allem der Militärliteratur, wurde
das Wort auch als Bezeichnung für eine Schlacht gewählt) in Weißig bei Kamenz
tatsächlich stattgefunden hat oder es sich um eine Ortsverwechselung handelt,
wie sie leider sehr oft vorkommt.
 

Zur historischen Situation im Frühjahr 1813

Am 16.03.1813 hatte Preußen Frankreich den Krieg erklärt, nachdem es bereits
am 28.02.1813 mit Rußland ein Bündnis geschlossen hatte. Im März 1813
begann der Frühjahrsfeldzug der Verbündeten Armeen gegen die Streitkräfte
Napoleons in Deutschland. Nach Anfangserfolgen erlitten sie Anfang Mai in der
Schlacht bei Großgörschen eine Niederlage und traten den Rückzug in Richtung
Bautzen an, um die Spreelinie zu verteidigen. Das Hauptquartier der Russen wurde in Wurschen bei Bautzen eingerichtet.

Im Verlaufe des Rückzuges kam es am 18. Mai 1813 im Raum Königswartha - Weißig - Hermsdorf zu Verteidigungsgefechten, in denen
es den Preußen gelang, den Franzosen Verluste zuzufügen und deren Vormarsch zeitweilig aufzuhalten. Die für Napoleon siegreiche
Schlacht von Bautzen am 20. / 21. Mai 1813 brachte taktische Erfolge und konnte über die sich abzeichnende endgültige militärische
Niederlage noch einmal hinwegtäuschen, aber verhindern konnte sie sie nicht mehr.
 

Teilnehmende Kräfte

Blücher - Denkmal bei Weißig - Königswartha zur Erinnerung an die Schlacht vom 18. Mai 1813.
8000 preußische und russische Soldaten unter General York führten ein schweres Gefecht gegen 14000
Mann der französischen Okkupationsarmee unter Lauriston.

Ein russisches Korps unter dem Kommando von General Bardoy des Tolly, zu dessen Bestand 9.000
Mann Infanterie, 3.000 Mann Kavallerie und 84 Geschütze gehörten. Das russische Landwehrkorps
unter Kommando des General York hatte 4.000 Infanteristen, 1.200 Kavalleristen und 36 Geschütze in seinem Bestand. Die
Schlesische Armee unter dem Befehl von Marschall Blücher war ebenfalls beteiligt. In Gedenken an diese Schlacht steht ein
Blücher-Denkmal in Weißig bei Hermsdorf / Hoyerswerda. Gegner war das V. französische Korps unter Befehl des General
Lauriston mit 23.000 Infanteristen, 1.500 Kavalleristen und 88 Geschützen.

Der damalige Oßlinger Pfarrer Fuhrmann berichtet: "Das Jahr 1813 war für ganz Sachsen und auch für uns ein Jahr des Schreckens,
wo die in Rußland geschlagenen Franzosen in Sachsen sich sammelten und mit den sie verfolgenden Russen und Preußen
verschiedene heftige und wichtige Schlachten lieferten."

Er schreibt weiter:
"den 1. May war die Schlacht bei Lützen,
den 3. May war das erste russische Lager in Oßling nebst den Preußen auf der Retirade,
den 8. May brandte Bischofswerda bey der Schlacht ab,
den 11. May war ein Gefecht bei Kamenz ( Franzosen geschlagen )"
den 18. ....Russen bey Hermsdorf und Hoyerswerda, Preußen geschlagen
den 19., 20., die Schlacht bey Bautzen. Ein sächsisches Lager in Oßling, Döbra u. Zeißholz.
"In Oßling wurde von den Russen mehrere Male geplündert, gebrandschatzt und Pferde und Rindvieh ihnen genommen. Auch mir
nahmen die Russischen Kosaken 2 Pferde, nachdem ich vom 16. bis 19. Mai 1 Russischer General, 2 Obristen, 22 andere Offiziere
und mehr als 100 Pferde und Gemeine Kosaken im Quartier hatte und alles, was ich nur hatte, durch diese Menschen einbüßte,
mißhandelte man mich noch zuletzt.
In und um unser Dorf standen damals mehr denn 5.000 Kosaken im Lager und setzten die ganze Gegend in Schrecken. Nach der
Schlacht bey Bautzen den 19. und 20. May entfernten sich diese bösen Geister von uns."

Am Vorabend der Schlacht bei Bautzen, bei der Napoleon mit 167.000 Mann über 65.000 Russen und 32.000 Preußen siegte, ergibt
sich folgende militärische Lage:

"Am Abend des 19. Mai finden wir die französische Armee in folgenden Stellungen :
Das Hauptquartier Napoleons, die Alte Garde, die Reserveartillerie und die Gardekavallerie in Harthau, die Junge Garde in Fischbach
und Bischofswerda, das Kavalleriekorps Latour - Maubourg bei Schmölln, das Korps Oudinot bei Drauschkowitz, das Korps
Macdonald bei Klein- Förstgen, Marmont links anschließend auf den Höhen von Salzförstgen, Bertrand bei Groß- und Kleinwelka,
mit einer Brigade bei Königswartha. Von der Neyschen Armee erreichte die Avantgarde unter Kellermann Wartha, das Gros
Maukendorf und Hoyerswerda, das Korps Lauriston Weißig. Das Korps Rainier und Victor, die den Befehl, nach Bautzen zu rücken,
zu spät erhalten hatten, kamen am 19. nur bis Alt- Döbern und Finsterwalde; ihre Teilnahme an der für den 20. und 21.
beschlossenen Schlacht war daher ausgeschlossen."

Auf Seiten der Verbündeten Armeen sah es so aus:
Die Besetzung war folgendermaßen geplant:
Die Vorstellung von den Höhen bei Burk bis Doberschau sollte auf dem rechten Flügel von dem Korps Kleist, auf dem linken von der
neugebildeten "Avantgarde des linken Flügels" unter Miloradowitsch verteidigt werden. Mit der Verteidigung der Hauptstellung
wurden auf der Linie Rieschen - Jenkwitz - Baschütz das ebenfalls neugebildete, aus dem früheren Korps Berg und Teilen des
Korps Miloradowitsch bestehende "Corps de Bataille" des Fürsten Gortschakow, von Baschütz bis zur Weißenberger Straße das
Korps Blücher, von hier bis Litten das Korps York beauftragt. In zweiter Linie sollten sich die russischen Garden, Grenadiere und
Kürassiere aufstellen, den rechten, sich an die Kreckwitzer Höhen lehnenden Flügel sollte die III. Westarmee unter Barclay de Tolly
bilden.
York war von Barclay angewiesen worden, über Hermsdorf auf Weißig und Wartha zu marschieren.
"Es gelang York, bei Weißig und auf den südwestlich dieses Ortes gelegenen Höhen eine günstige Stellung zu finden, sie mit
4 Bataillonen, 4 Eskadrons und einer Batterie zu besetzen und unter dem Schutze dieses Detachements den Marsch auf Johnsdorf
anzutreten."

Es ist historisch nicht verbürgt, daß im Frühjahr 1813, speziell am 19. Mai, in Weißig / Kamenz eine Schlacht stattgefunden hat.
Alle Fakten sprechen dagegen. Die Verbündeten Armeen waren längst in der Gegend von Bautzen konzentriert, um die Spreelinie
zu sichern.
Auch ein "Treffen" im herkömmlichen Sinne, beispielsweise von General York mit anderen Heerführern in Weißig / Kamenz wäre
zu diesem Zeitpunkt taktisch nicht zu erklären, da hier keine Schlacht zu erwarten war und die Franzosen, unterstützt von
sächsischen Armeen, dieses Gebiet schon besetzt hatten.
Es kann sich also bei dieser Notiz in nur um eine Ortsverwechslung handeln :
Mit Weißig ist der Ort bei Hermsdorf/ Hoyerswerda gemeint.

Ganz anders ist die Situation im Herbst 1813 zu beurteilen.
Bei der „Schlacht bei Weißig, Biehla, Zschornau und Schiedel" handelt es sich eindeutig um den Ort Weißig bei Kamenz.
Die ganze Geschichte findet man unter „Befreiungskriege - Herbst 1813,
Schlacht bei Weißig - Kamenz".



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